nein, ich glaube nicht
von ben_ » 22.11.2007, 14:11
Ich kenne wirklich einen Haufen Hamlet Versionen, aber ein Kandelaber spielt in keiner eine zentrale Rolle.
Die Szene in der der König durch Hamlets Stück überführt wird, da schreit der König "Leuchtet mir!". Da kann man wohl davon ausgehen, dass da bei "normalen" Inszenierungen Kandelaber verwendet werden. Aber erwähnt wird sowas nicht.
Es sieht aber auch komisch aus, für einen Kandelaber finde ich. Der Kreis irritiert mich. Zu den drei Armen passt eine Theorie die es zum Hamlet gibt. Der Theorie nach ist Hamlet die doppelte Geschichte jeweils dreier "Brüder":
Zum einen der alte Norweg, der Dänemark mit Krieg bedroht, dann der Vater Hamlets und dessen "echter" Bruder Claudius.
Zum anderen sollen Hamlet, Laertes und Fortinbras drei Brüder darstellen.
Der Theorie nach sind die beiden Brüderpaare jeweils Aspekte eines GANZEN. So sei Hamlet der Denker, Laertes der blind Handelnde und Fortinbras schließlich der Stratege und Sieger.
Das erstaunliche an der Theorie ist, dass sie zumindest für die ausufernde Rahmenhandlung um den Krieg mit Norwegen - die in den meisten Inszenierungen weggelassen wird - eine schlüssige Erklärung bietet...
Vielleicht noch was zu Shakespeare und Horatio: Shakespeares Stücke sind voller Spiegelungen, weil das damals große Mode war. Einzelne Figuren sind innerhalb bestimmter Perspektiven zueinander gespiegelt, einzelne Handlungen spiegeln sich usw... dazu kommt, dass alle zentralen Figuren sehr zweischneidig angelegt sind.
Horatio macht bei beidem eine große Ausnahme. Er steht stets aufrichtig und ehrlich zu Hamlet, und NUR gegenüber Horatio ist Hamlet stets aufrichtig und ehrlich und spielt keine Rolle.
"Gebt mir den Mann, den seine Leidenschaft
Nicht macht zum Sklaven, und ich will ihn hegen
Im Herzensgrund, ja in des Herzens Herzen,
Wie ich dich hege." sagt Hamlet zu Horatio im dritten Akt.
Auch gibt es für Horatio so recht keinen Spiegel. Er ist ziemlich makellos und darf vielleicht deshalb das Gemetzel überleben und die Geschichte weitertragen. Er übernimmt damit EIN WENIG die Rolle des Chorus, den es in anderen Stücken Shakespeares gibt und der in jenen Stücken als "echter" Chorus wie ein auktorialer Erzähler außerhalb der Erzählung steht.